Wenn das eigene Zuhause kein sicherer Ort ist
Internationaler Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April
„Ein Klaps auf den Po hat noch niemandem geschadet.“ „Der Papa hat der Mama Aua gemacht.“ „Die Mama schimpft
nur noch mit mir.“ – Physische und auch psychische Gewalt gegen Kinder kann sich sehr unterscheiden und reicht
von als Kleinigkeiten dargestellten Vorfällen bis hin zu offensichtlichen Verletzungen. Doch jegliche Form von Gewalt,
auch das Beobachten von Gewalt zwischen den Eltern, hat Folgen, die sich ein Leben lang auf Kinder auswirken
können. Den Internationalen Tag der gewaltfreien Erziehung am 30. April nimmt deshalb die Unterarbeitsgruppe
„Kinderschutz“ des Runden Tisches gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen zum Anlass, um auf das Thema
aufmerksam zu machen.
Der regelmäßige Austausch der Arbeitsgruppe sorgt für gegenseitiges Verständnis der Arbeit und gezieltere Maßnahmen zugunsten
der Betroffenen. | Foto: Nicole Chemnitz, Kreisverwaltung des Westerwaldkreises
„Noch immer erfahren unzählige Kinder täglich Gewalt. Dabei ist es egal, ob Kinder direkt Opfer sind oder aber die
Gewalttaten gegenüber ihren Müttern miterleben“, sagt Christina Schumacher vom Frauenhaus Westerwald. Sie leitet
die Unterarbeitsgruppe, bei der unterschiedliche Träger ihre Angebote und Maßnahmen vernetzen sowie über die
Auswirkungen der Gewalt auf die Kinder aufklären und sensibilisieren. Ziel der Unterarbeitsgruppe ist es, maßgeblich
zum gesunden Aufwachsen von Kindern und Jugendlichen beizutragen. Nur so können von Anfang an gute Start-
chancen und Chancengleichheit für jedes Kind geschaffen und bei der praktischen Umsetzung einer gewaltfreien
Erziehung unterstützt werden.
„Bei uns gab es immer viel Streit. Ich konnte noch nicht einmal meiner besten Freundin davon erzählen.“
(Mädchen, 7 Jahre)
Kinder, die in einem gewaltvollen Klima groß werden, stehen ständig unter Druck, etwas Falsches zu tun oder zu
sagen. Sie fühlen sich dazu verpflichtet, vor Anderen Geschehnisse geheim zu halten oder zu rechtfertigen. Hinzu
kommt oft die Angst um eines der Elternteile oder die Familie an sich und ein extrem hoher Loyalitätskonflikt. Dieser
Stress über einen langen Zeitraum wirkt sich auf die Entwicklung und die Gesundheit der Kinder aus und dient später
oft als Muster für eigene Beziehungen.
„Sagen Sie Mama und Papa bitte, dass sie aufhören sollen zu schreien." (Mädchen, 12 Jahre)
„Diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen“, sagt eine Mitarbeiterin des Kinderschutzdienstes und ergänzt. „Hilfe zu
suchen und anzunehmen, ist keine Schwäche. Im Gegenteil: Dieser Schritt ist mutig und ein Zeichen großer Stärke.“
Kinder müssen motiviert und informiert werden, sich einer Person in ihrer Umgebung anzuvertrauen, zum Beispiel
den Schulsozialarbeiterinnen und Schulsozialarbeitern oder Mitarbeitenden der Kinder- und Jugendarbeit. Dafür
müssen aber auch flächendeckend – vor allem in den Sozialräumen, in denen sich Kinder aufhalten –, Fachkräfte zur
Verfügung stehen, damit eine gute Erreichbarkeit gewährleistet ist. Dies scheitert häufig schon daran, dass die
Finanzierung auf Spenden angewiesen ist oder nur im Rahmen zeitlich begrenzter Projekte erfolgt.
„Am liebsten würde ich mehr zu Papa gehen, aber das traue ich mich nicht, weil ich meine Mama nicht traurig
machen möchte.“ (Junge, 11 Jahre)
Gewaltfeie Erziehung ist ein Recht der Kinder und Jugendlichen, das seit dem 1. Januar 2001 im Paragraf 1631 des
Bürgerlichen Gesetzbuches festgeschrieben ist. „Leider erleben wir viel zu häufig, dass dieses Recht durch
Erwachsene missachtet wird“, erklärt die Vertreterin des Jugendamtes im Westerwaldkreis und ergänzt: „Dieses
Problem zieht sich durch alle sozialen Schichten und ist unabhängig von einer ethnischen Zugehörigkeit. Besonders
bei Trennungs- und Scheidungsstreitigkeiten der Eltern werden die Kinder als Spielball oder Druckmittel gegen den
jeweils anderen Elternteil ausgenutzt.“
Der häufige Wunsch der Kinder – trotz der Trennung beide Elternteile lieb haben zu dürfen – gerät aus dem Blickfeld
der Erwachsenen. Die Kinder befinden sich in einem ständigen Loyalitätskonflikt und verspüren den Druck, sich für
ein Elternteil entscheiden zu müssen. Gegenüber den Mitarbeitenden des Allgemeinen Sozialen Dienstes äußern sie
nahezu immer den Wunsch, dass die Streitigkeiten der Eltern endlich ein Ende nehmen sollen. Durch Umgangs- oder
Sorgerechtsverfahren der Eltern vor Gericht werden Kinder teilweise über mehrere Jahre hinweg immer wieder den
Streitigkeiten und Drucksituationen ausgesetzt und haben kaum die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. „Es wäre
wünschenswert, wenn die Rechte der Kinder und Jugendlichen auf eine gewaltfreie Erziehung bei den Eltern mehr
Beachtung finden als deren eigene Bedürfnisse und Befindlichkeiten“, betont die Vertreterin des Jugendamtes.
Klar ist aber auch: Die Veränderung muss bei den Erwachsenen stattfinden!
Kinder und Jugendliche können sich an die „Nummer gegen Kummer“ unter 116 111 wenden. Ganzjährig steht rund
um die Uhr das bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“ unter der Telefonnummer 116 016 zur Verfügung.
Das Beratungsangebot ist anonym, kostenfrei, barrierefrei und in 18 Fremdsprachen verfügbar. Auch vor Ort finden
Betroffene Hilfe und Unterstützung: westerwaldkreis.de/frauen-gleichstellung
Über die Unterarbeitsgruppe „Kinderschutz"
Die Unterarbeitsgruppe (UAG) „Kinderschutz" gehört zum „Runden Tisch Rhein-Westerwald gegen Gewalt in engen
sozialen Beziehungen“, dessen Geschäftsführung die Gleichstellungsstelle des Westerwaldkreises innehat. Die UAG
nahm im September 2022 ihre Arbeit auf und fokussiert durch regelmäßigen Austausch sowie Vernetzung den Schutz
von Kindern und Jugendlichen bei Gewalt in engen sozialen Beziehungen.
Die Zitate in der Pressemeldung sind Originaltöne, die in den beteiligten Institutionen geäußert wurden. Dazu
gehören: Diakonisches Werk des Evangelischen Kirchenkreises Altenkirchen — DRK-Kinderschutzdienst
Altenkirchen — DRK-Kinderschutzdienst Westerwald — Frauen für Frauen e. V., Frauenhaus Westerwald — Frauen
gegen Gewalt e.V. Westerburg (Interventionsstelle; Kinder-Interventionsstelle) — Kinder-Interventionsstelle Caritas
Betzdorf — Kinder-Interventionsstelle Caritas Neuwied — Kinderschutzbund Hachenburg — Kita-Sozialarbeiterinnen
— Kreisverwaltung des Westerwaldkreises / Jugendamt und Gleichstellungsbeauftragte — Polizei — Regionales
Diakonisches Werk Westerwald — Weisser Ring Altenkirchen.
Pressemitteilung
der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises
Peter-Altmeier-Platz 1
56410 Montabaur
Wenn das eigene Zuhause
kein sicherer Ort ist
Internationaler Tag der gewaltfreien
Erziehung am 30. April
„Ein Klaps auf den Po hat noch niemandem
geschadet.“ „Der Papa hat der Mama Aua
gemacht.“ „Die Mama schimpft nur noch mit
mir.“ – Physische und auch psychische Gewalt
gegen Kinder kann sich sehr unterscheiden
und reicht von als Kleinigkeiten dargestellten
Vorfällen bis hin zu offensichtlichen Verletzun-
gen. Doch jegliche Form von Gewalt, auch das
Beobachten von Gewalt zwischen den Eltern,
hat Folgen, die sich ein Leben lang auf Kinder
auswirken können. Den Internationalen Tag der
gewaltfreien Erziehung am 30. April nimmt
deshalb die Unterarbeitsgruppe „Kinderschutz“
des Runden Tisches gegen Gewalt in engen
sozialen Beziehungen zum Anlass, um auf das
Thema aufmerksam zu machen.
Der regelmäßige Austausch der Arbeitsgruppe sorgt für
gegenseitiges Verständnis der Arbeit und gezieltere
Maßnahmen zugunsten der Betroffenen. | Foto: Nicole
Chemnitz, Kreisverwaltung des Westerwaldkreises
„Noch immer erfahren unzählige Kinder täglich
Gewalt. Dabei ist es egal, ob Kinder direkt
Opfer sind oder aber die Gewalttaten gegen-
über ihren Müttern miterleben“, sagt Christina
Schumacher vom Frauenhaus Westerwald. Sie
leitet die Unterarbeitsgruppe, bei der unter-
schiedliche Träger ihre Angebote und Maß-
nahmen vernetzen sowie über die Aus-
wirkungen der Gewalt auf die Kinder aufklären
und sensibilisieren. Ziel der Unterarbeitsgruppe
ist es, maßgeblich zum gesunden Aufwachsen
von Kindern und Jugendlichen beizutragen.
Nur so können von Anfang an gute Start-
chancen und Chancengleichheit für jedes Kind
geschaffen und bei der praktischen Umsetzung
einer gewaltfreien Erziehung unterstützt
werden.
„Bei uns gab es immer viel Streit. Ich
konnte noch nicht einmal meiner besten
Freundin davon erzählen.“ (Mädchen, 7
Jahre)
Kinder, die in einem gewaltvollen Klima groß
werden, stehen ständig unter Druck, etwas
Falsches zu tun oder zu sagen. Sie fühlen sich
dazu verpflichtet, vor Anderen Geschehnisse
geheim zu halten oder zu rechtfertigen. Hinzu
kommt oft die Angst um eines der Elternteile
oder die Familie an sich und ein extrem hoher
Loyalitätskonflikt. Dieser Stress über einen
langen Zeitraum wirkt sich auf die Entwicklung
und die Gesundheit der Kinder aus und dient
später oft als Muster für eigene Beziehungen.
„Sagen Sie Mama und Papa bitte, dass sie
aufhören sollen zu schreien." (Mädchen, 12
Jahre)
„Diesen Kreislauf gilt es zu durchbrechen“, sagt
eine Mitarbeiterin des Kinderschutzdienstes
und ergänzt. „Hilfe zu suchen und anzu-
nehmen, ist keine Schwäche. Im Gegenteil:
Dieser Schritt ist mutig und ein Zeichen großer
Stärke.“ Kinder müssen motiviert und informiert
werden, sich einer Person in ihrer Umgebung
anzuvertrauen, zum Beispiel den Schulsozial-
arbeiterinnen und Schulsozialarbeitern oder
Mitarbeitenden der Kinder- und Jugendarbeit.
Dafür müssen aber auch flächendeckend – vor
allem in den Sozialräumen, in denen sich
Kinder aufhalten –, Fachkräfte zur Verfügung
stehen, damit eine gute Erreichbarkeit
gewährleistet ist. Dies scheitert häufig schon
daran, dass die Finanzierung auf Spenden
angewiesen ist oder nur im Rahmen zeitlich
begrenzter Projekte erfolgt.
„Am liebsten würde ich mehr zu Papa
gehen, aber das traue ich mich nicht, weil
ich meine Mama nicht traurig machen
möchte.“ (Junge, 11 Jahre)
Gewaltfeie Erziehung ist ein Recht der Kinder
und Jugendlichen, das seit dem 1. Januar 2001
im Paragraf 1631 des Bürgerlichen Gesetz-
buches festgeschrieben ist. „Leider erleben wir
viel zu häufig, dass dieses Recht durch
Erwachsene missachtet wird“, erklärt die
Vertreterin des Jugendamtes im Westerwald-
kreis und ergänzt: „Dieses Problem zieht sich
durch alle sozialen Schichten und ist unab-
hängig von einer ethnischen Zugehörigkeit.
Besonders bei Trennungs- und Scheidungs-
streitigkeiten der Eltern werden die Kinder als
Spielball oder Druckmittel gegen den jeweils
anderen Elternteil ausgenutzt.“
Der häufige Wunsch der Kinder – trotz der
Trennung beide Elternteile lieb haben zu dürfen
– gerät aus dem Blickfeld der Erwachsenen.
Die Kinder befinden sich in einem ständigen
Loyalitätskonflikt und verspüren den Druck,
sich für ein Elternteil entscheiden zu müssen.
Gegenüber den Mitarbeitenden des
Allgemeinen Sozialen Dienstes äußern sie
nahezu immer den Wunsch, dass die
Streitigkeiten der Eltern endlich ein Ende
nehmen sollen. Durch Umgangs- oder
Sorgerechtsverfahren der Eltern vor Gericht
werden Kinder teilweise über mehrere Jahre
hinweg immer wieder den Streitigkeiten und
Drucksituationen ausgesetzt und haben kaum
die Möglichkeit, zur Ruhe zu kommen. „Es
wäre wünschenswert, wenn die Rechte der
Kinder und Jugendlichen auf eine gewaltfreie
Erziehung bei den Eltern mehr Beachtung
finden als deren eigene Bedürfnisse und
Befindlichkeiten“, betont die Vertreterin des
Jugendamtes.
Klar ist aber auch: Die Veränderung muss
bei den Erwachsenen stattfinden!
Kinder und Jugendliche können sich an die
„Nummer gegen Kummer“ unter 116 111
wenden. Ganzjährig steht rund um die Uhr das
bundesweite Hilfetelefon „Gewalt gegen
Frauen“ unter der Telefonnummer 116 016 zur
Verfügung. Das Beratungsangebot ist anonym,
kostenfrei, barrierefrei und in 18 Fremd-
sprachen verfügbar. Auch vor Ort finden
Betroffene Hilfe und Unterstützung:
westerwaldkreis.de/frauen-gleichstellung
Über die Unterarbeitsgruppe
„Kinderschutz"
Die Unterarbeitsgruppe (UAG) „Kinderschutz"
gehört zum „Runden Tisch Rhein-Westerwald
gegen Gewalt in engen sozialen Beziehungen“,
dessen Geschäftsführung die Gleichstellungs-
stelle des Westerwaldkreises innehat. Die UAG
nahm im September 2022 ihre Arbeit auf und
fokussiert durch regelmäßigen Austausch
sowie Vernetzung den Schutz von Kindern und
Jugendlichen bei Gewalt in engen sozialen
Beziehungen.
Die Zitate in der Pressemeldung sind
Originaltöne, die in den beteiligten Institutionen
geäußert wurden. Dazu gehören: Diakonisches
Werk des Evangelischen Kirchenkreises
Altenkirchen — DRK-Kinderschutzdienst
Altenkirchen — DRK-Kinderschutzdienst
Westerwald — Frauen für Frauen e. V.,
Frauenhaus Westerwald — Frauen gegen
Gewalt e.V. Westerburg (Interventionsstelle;
Kinder-Interventionsstelle) — Kinder-
Interventionsstelle Caritas Betzdorf — Kinder-
Interventionsstelle Caritas Neuwied —
Kinderschutzbund Hachenburg — Kita-
Sozialarbeiterinnen — Kreisverwaltung des
Westerwaldkreises / Jugendamt und
Gleichstellungsbeauftragte — Polizei —
Regionales Diakonisches Werk Westerwald —
Weisser Ring Altenkirchen.
Pressemitteilung
der Kreisverwaltung des Westerwaldkreises
Peter-Altmeier-Platz 1
56410 Montabaur